Wenn du im Job-Dilemma steckst, ist es schwierig eine klare Entscheidung zu treffen. Falls dich die Gedanken immer wieder beschäftigen, ob du weitermachen oder eine Veränderung suchen sollst, kann das auf Dauer sehr belastend sein.
Doch keine Sorge: Es gibt Werkzeuge, die dir dabei helfen, Klarheit zu finden.
Warum wir feststecken
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, warum es so schwerfällt, eine Entscheidung zu treffen. Es geht selten nur um den Job an sich – meistens ist das Dilemma eine komplexe Mischung aus emotionalen, rationalen und sozialen Faktoren. Wir haben Angst, etwas zu verlieren, sei es Sicherheit, Status oder Zugehörigkeit. Gleichzeitig sehnen wir uns nach Veränderung, Weiterentwicklung oder einfach nur Erleichterung.
Das Dilemma „Bleiben oder gehen?“ ist nicht nur ein Hin-und-Her zwischen Kopf und Herz, meistens stecken auch scheinbar unlösbare Wertekonflikte dahinter, z.B. können sich der Wunsch nach Entwicklung bei einem gleichzeitig starken Bedürfnis nach Stabilität und Verbundenheit zum Team gegenseitig boykottieren.
Hier kann es helfen, bewährte Entscheidungstechniken anzuwenden, die dich aus dieser Gedankenschleife herausführen. Ein Weg, wie das funktionieren kann, stelle ich hier vor.
6 Schritte zur Klarheit

Schritt 1: Frage formulieren
Das Problem bei grossen Entscheidungsfragen ist, dass wir dazu neigen, uns einfache Fragen für komplexere Entscheidungen zu stellen. Zum Beispiel ist „Soll ich oder soll ich nicht?“ bei lebensverändernden Fragestellungen sehr einfach formuliert und die Erwartung ist eine finale Entscheidung für eine Lösung, die sehr grosse Auswirkungen auf uns selbst und unser Umfeld haben kann. Einfache Fragen berücksichtigen jedoch nicht – neben allen rationalen Gründen – unsere Werte, Motive, Ambivalenzen und Befürchtungen, die bei grossen Entscheidungen einfliessen sollten.
Basis für den gesamten Entscheidungsprozess ist gut formulierte Frage, die keine „entweder-oder“-Antwort enthält und zur Reflexion anregt. Sie könnte beispielsweise so lauten:
Was brauche ich, um mich in meiner aktuellen und zukünftigen Situation wohlzufühlen und welche Veränderungen wären dafür notwendig?
Diese Frage öffnet den Raum für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen, Wünschen und Bedingungen der aktuellen Situation, ohne sofort auf eine Entscheidung wie „bleiben oder gehen“ oder „Soll ich meinen Job kündigen?“ zu drängen. Sie lenkt den Fokus auf mögliche Entwicklungen und gibt die Chance, Alternativen zu finden, die nicht zwangsläufig einen radikalen Schritt wie die Kündigung beinhalten.
Weitere Beispiele könnten sein:
„Welche Aspekte meiner Arbeit geben mir Energie, und welche entziehen mir Kraft – wie kann ich dieses Verhältnis besser gestalten?“
„Welche Veränderungen würde ich mir in meiner beruflichen Zukunft wünschen, und wie kann ich diese Schritt für Schritt erreichen?“
Diese Fragestellungen fordern zur Selbstreflexion auf und ermöglichen es dir, Lösungsmöglichkeiten und deine individuellen Bedürfnisse zu erforschen, bevor du dich endgültig entscheidest.
Schritt 2: Blick nach Innen
Aufbauend auf Schritt 1 überlege dir, was dir grundsätzlich wichtig ist, was dich antreibt und welche Faktoren in dein ideales Zukunftsbild passen. Fragen, die dir helfen können, die „Bleiben oder Gehen?“-Frage zu beantworten:
- Welche Werte sind mir wichtig?
- Was treibt mich an und wann komme ich so richtig in Fahrt?
- Hinter was kann ich stehen und was geht Richtung no-go?
- Welchen Mehrwert kann ich dank meiner Erfahrung, meiner Stärken und meiner Persönlichkeit erbringen?
- Welche Aufgaben und Verantwortungen möchte ich in Zukunft übernehmen?
- Was möchte ich eher nicht mehr und wie könnte ich mich in Zukunft abgrenzen?
- Wie stelle ich mir ein ideales Umfeld und eine ideale Zusammenarbeit vor?
➡️ Der Blick nach Innen ist für jede lebensverändernde Entscheidung empfehlenswert.
Schritt 3: Fächer öffnen
Ist es wirklich entweder – oder? Schwarz oder weiss?
Oft sehen wir nur Option A und Option B. Dabei gehen die Varianten vergessen, die vielleicht in der Kombination von A und B entstehen oder Option C, die komplett ausserhalb von Option A und B liegt.
Beispiel:
Option A: Job behalten
Option B: Job kündigen
Option C: Interner Wechsel
Option D: Jobcrafting
Option E: Job reduzieren, freie Zeit anders nutzen
Option F: Vertrag neu verhandeln
Option G: ?
Weitere Optionen entstehen in Gesprächen und Brainstormings. Oft haben Menschen, die uns gut kennen, die besten Ideen.
➡️ Wichtig in diesem Schritt ist, dass (noch) keine Bewertung der Ideen und Optionen stattfindet.
Schritt 4: Analyse Optionen
Im nächsten Schritt in der Entscheidungsfindung beleuchtest du deine Optionen von allen Seiten, bewertest sie und prüfst deren Realisierbarkeit. Durch die Visualisierung eröffnen sich oft unerwartete Erkenntnisse darüber, wie bereits kleine Massnahmen eine Entscheidung deutlich vereinfachen können.
Jedes Szenario wird dafür genau unter die Lupe genommen. Hier geht es nicht nur um Pro und Kontras, sondern um die tieferen emotionalen und rationalen Beweggründe sowie um die Auswirkungen, welche eine Entscheidung nach sich zieht.
Pro Option gilt es nun, die richtigen Fragen zu stellen, die dich deiner Entscheidung und den nächsten Schritten näherbringen:
- Welche Vorteile hat diese Option?
- Welche Nachteile bringt diese Option mit sich?
- Welche Schritte wären für diese Option notwendig?
- Welche Auswirkung (emotional/rational/sozial/…) hätte diese Entscheidung
- kurzfristig?
- mittelfristig?
- langfristig?
- Mit welchen Hindernissen und Risiken rechne ich und wie könnte ich damit umgehen?
Beispiel:

Schritt 5: Entscheiden
Techniken, Methoden und Aspekte, die helfen können, die richtige Entscheidung zu treffen:
Pro- und Kontra-Liste: Um Gedanken zu ordnen, hilft die Visualisierung
Inneres Team: Was sagt mein Inneres Team zu meiner Entscheidung?
Emotionsampel: Was sagt mein Bauchgefühl?
Umfeld: Was würden mir nahestehende Personen raten und wie wird mein Umfeld reagieren?Ressourcen: Wer oder was könnte mich in der Entscheidungsfindung unterstützen?
Kosten: Was kostet mich die Entscheidung? Und was kostet mich die Nicht-Entscheidung?
Energie: Wann ist ein guter Zeitpunkt, um die notwendige Energie aufzubringen?
Nicht-Entscheid: Was passiert, wenn du nichts tust?
Plan B: Was wäre eine gute Alternative, falls Plan A nicht aufgeht?
Zeit: Lass dich nicht unter Druck setzen, auch nicht durch dich selbst
Zukunft: Wie fühlt sich die Entscheidung in 10 Minuten, 10 Monaten und in 10 Jahren an?
➡️ Treffe keine rein rationale Entscheidung! Höre auf deinen inneren Kompass, denn deine Intuition hat immer Recht (Emotionsampel)
Schritt 6: Umsetzung
Plane deine nächsten Schritte:
- Entscheidung festhalten
- Was ist der kleinste Schritt, den du JETZT tun kannst?
- Welche weiteren Schritte sind notwendig? Bis wann?
- Wie schaffst du Verbindlichkeit?
- Wie gehst du mit Hindernissen um?
- Laufend, während der Umsetzung:
- Abgleich mit der ursprünglichen Fragestellung (Schritt 1)
- Korrigieren, falls notwendig
- Erreichte Zwischenziele würdigen
Zum Thema
An was du vor dem Abflug noch denken solltest:
Ich bin dann mal weg
Veränderungen angehen:
Hast Du auch eine Loslass-Liste?
Stehst du vor einer grossen Entscheidung?
Gerne unterstütze ich dich dabei, Optionen zu finden, zu analysieren und die richtige Entscheidung zu treffen!