«Caro, ich glaube ich brauche dich… ich weiss nicht, was ich tun soll… genau genommen weiss ich nicht mal, was ich will… doch ich weiss, dass es so auf Dauer nicht weiter gehen kann.»
Mit diesen Worten ist Anna (Name geändert) zu mir gekommen.
Auf Nachfrage, wo denn genau der Schuh drückt, kommt eine ganz Lawine. Anna berichtet mir sehr ausführlich von ihren IT-Projekten, erzählt von ihren tollen Kollegen und dass sie eigentlich genau im richtigen Umfeld ist. „Eigentlich?“ frage ich zurück. Wieder eine lange Erklärung, was sie alles schätzt, dass sie sich sehr zugehörig fühlt und zusammen mit ihrem Team ziemlich erfolgreiche Grossprojekte stemmt. Ich muss nachbohren „Du hast vorhin das Wort „eigentlich“ benutzt, doch ich höre bisher nur Begeisterung und unterschwellig bemerke ich auch eine Verzweiflung.“ Da bricht es aus ihr heraus:
Anna ist zunehmend überlastet, denn seit Monaten befindet sich ihr grosses Projekt in der heissen Phase kurz vor Liveschaltung, ständig kommen noch Altlasten aus früheren Projekten auf sie und ihr Team zurück und eigentlich (ich werde wieder hellhörig!) würde sie ja am liebsten aus allen Projekten ganz aussteigen. Bevor ich nachhaken kann, schwärmt sie in einem langen Monolog wieder von ihren Projekten, ihrem tollen Team und den Vorzügen des Unternehmens inklusive Details der Pensionskasse.
„Eine Seite von dir sehnt sich offenbar nach einem Ausstieg und die andere Seite scheint 100% identifiziert mit der Arbeit und der Organisation zu sein.“ sage ich. „Genau!! Was soll ich denn tun, Caro? Ich will eigentlich nicht kündigen, weil die Firma klasse ist und mein Team möchte ich auch nicht enttäuschen. Meine Arbeit liebe ich eigentlich auch, nur nicht alles. Ausserdem möchte ich nicht mehr dauerhaft in so hohem Pace arbeiten, Erfolg hin oder her.“ So viele „eigentlich„’s, ich mache innerlich eine Strichliste.
Ich schlage Anna vor, in einer Standortanalyse herauszufinden, um genauer herauszufinden, woher ihre Ambivalenzen kommen und wie ein Lösungsweg aussehen könnte. Dabei werden wir ihre Persönlichkeit durchleuchten und analysieren, was sie unique macht.
Im zweiten Schritt werden wir ein Konzept für eine bessere Passung ihres Jobs auf ihre Persönlichkeit erarbeiten. Ich erkläre ihr kurz die Job Crafting Methode und erwähne, dass manchmal nur kleine Anpassungen notwendig sind, um eine höhere Zufriedenheit zu bewirken.
Beispielsweise erwähne ich den kommunikativ starken Softwarearchitekt, der immer wieder zum Kunden geschickt wurde, was ihm jeweils schlaflose Nächte eingebracht hat. Nach unserer Zusammenarbeit hat er seinem Teamleiter klar kommuniziert, welche Erwartungen er an seine Rolle hat und bei welchen Aufgaben (endlose Diskussionen mit Kunden) er mittelfristig wegen seines damit verbundenen Stresses Performance einbüssen wird. Mit einem einzigen Gespräch hat sich seine Lage massiv verbessert, sein Teamleiter konnte ihn abschotten und ein alternatives Teammitglied für die Kundentermine einsetzen. Der Softwarearchitekt hat erkannt, dass seine Stärken nicht in jeder Situation mit seinen Leidenschaften matcht. Er konnte seine Stärke (Kommunikation) dazu nutzen, um sein Jobprofil besser an seine grosse Leidenschaft anpassen: Technische Herausforderungen und fachliche Diskussionen. Seine wichtigste Erkenntnisse für die Zukunft:
💡 Setze deine Stärken dort ein, wo auch dein Herz dabei ist.
💡 Minimale Anpassungen können Deine Arbeitszufriedenheit massiv steigern
💡 Eigene Stärken analysieren und bewusst einsetzen
Anna ist einverstanden, sie will sich mit mir auf die Job Crafting Reise begeben. Mit einem Termin für einen Workshop und einer kleinen Hausaufgabe verabschieden wir uns.
Berufliche Biografie
Anna’s Biografie hat – wie die meisten Biografien – viele Wendepunkte. Mehrheitlich schaut sie auf eine sehr positive und erfolgreiche Zeit zurück. Doch es gab auch Krisen, davon würde sie 4 als sehr grosse Lebenskrisen bezeichnen, welche jeweils mit langen Phasen der Trauer und des Loslassens verbunden waren. Im Schnitt macht jeder Person im Laufe ihres Lebens 5 grosse Krisen durch, statistisch gesehen liegt sie also im Normbereich. Ich stelle sehr viele Fragen zu ihren Highlights, Ressourcen, zu ihren Entscheidungsmotiven, zu ihren Mustern usw.
Anna ist überrascht: Sie hat es nicht für möglich gehalten, dass die Visualisierung so viel transparent macht. Ihr war z.B. nicht bewusst, dass sie auf Knopfdruck kreative Ideen liefern kann, sofern sie Freiraum dafür hat. Ausserdem hat sie ihr bisheriges Leben in verschiedene Phasen eingeteilt, die sie betitelt hat und beschlossen, künftig mehr auf ihre eigene Gesundheit zu achten (das höre ich sehr oft bei meinen ü50ern).
Die richtigen Fragen zu stellen, erfordert eine sehr hohe Konzentration, ein gutes Gehör für die Zwischentöne, eine visuelle Sensorik für die nonverbalen Signale, Empathie, Intuition, Kreativität und Erfahrung, um mit einer ganz dünnen Nadel genau dort reinzustechen, wo der Schmerzpunkt sein könnte. Am längeren Schweigen meines Gegenübers erkenne ich, dass ich den wunden Punkt erwischt habe. Genau dort setze ich mein Coaching an. Das kann kein KI-Tool.

Werte
In der Biografiearbeit sind schon einige Begriffe genannt worden, die ich mir auf meinen Joker-Wertekarten notiert habe. Für die Wertearbeit nutze ich unter anderem ein überschaubares Set an Begriffen. Manchmal reichen diese Wertebegriffe nicht oder es sind nicht dieselben Worte, die mein Gegenüber nutzen würde. Für diesen Fall habe ich die leeren Joker-Wertekarten, wo wir die zusätzlich genannten Werte oder Überbegriffe festhalten.
Anna hat ziemlich schnell ihre Wertehierarchie festgelegt. Dabei ist ihr ein grosser innerer Wertekonflikt zwischen ihrem Bedürfnis nach „Zusammengehörigkeit“ und ihrem Wunsch nach „Unabhängigkeit“ aufgefallen. Solche Ambivalenzen sind nicht ungewöhnlich. „Ja, ich liebe es, im Team zu arbeiten und Teil einer super erfolgreichen Truppe zu sein. Trotzdem merke ich, dass mir die Verantwortung manchmal zu viel wird und ich gerne freier in meinen Entscheidungen wäre.“ sagt Anna.
Step by Step wird Anna sich mit all ihren Werten auseinander setzen, Konfliktpotential mit anderen Personen oder auch mit ihren eigenen Werten entdecken und ihr Handeln bzgl. ihrer eigenen Werte überprüfen. Ein Anliegen im Coaching wird für sie das Überdenken ihrer Werte sein, auch ist sie noch unschlüssig, in welcher Reihenfolge ihre Werte für sie stimmig sind. Den Wert „Visibilität“ hat sie bereits über Bord geworfen. Anna hat erkannt, dass es nie um ihre persönliche Visibilität geht, sondern mehr um den Einfluss und die Wirkung ihrer Ideen. Getrieben wird sie von dem Wunsch, Neues zu lernen und die Entwicklung voran zu treiben.
💡 Werte hinterfragen und die damit verbundenen inneren und externen Konflikte bewusst machen

Meine laminierten Werte-Karten sind übrigens auch Outdoor- und Regentauglich, bereits mehrfach getestet 😀
Stärken
Das Kapitel „Stärken“ ist ein grosses Feld. Etwa 2/3 der Berufstätigen kennen ihre Stärken nicht (leider finde ich diese Studie nicht mehr, bin jedoch dankbar für jeden Hinweis!).
In einer 5-stufigen Stärkenanalyse erarbeiten wir ein aussagekräftiges Stärkenprofil. Wir nutzen dazu unsere Erkenntnisse aus der Biografiearbeit, Anna wird ihre Signaturstärken erarbeiten und ergänzen durch einen Charakterstärkentest aus der Positiven Psychologie. Anna’s Stärkenprofil wird folgende Fragen beantworten:
Realisierte Stärken
Worin bist du gut und was gibt dir Energie?
➡️ optimal einsetzen statt maximal
Unrealisierte Stärken
Worin bist du gut und was brächte dir Energie, wenn du es mehr tätest?
➡️ erkennen, üben, ausbauen
Erlerntes Verhalten
Worin bist du gut, aber es kostet dich Kraft?
➡️ moderieren, reduzieren
Schwächen
Worin bist du nicht besonders gut und was zieht dir Energie
➡️ minimieren
Die Lösung: Job Crafting
Wir fassen nun zusammen. Dank unserer Vorarbeit ist das sehr einfach zu visualisieren.

Aktuelle Rolle
Wie sieht die aktuelle Rolle von Anna aus, welche Werte spiegeln sich darin, mit welchen Herzthemen befasst sie sich, welche ihrer Stärken bringt sie heute bereits ein und welche Aufgaben und Verantwortungen nimmt sie wahr. Die aktuelle Rolle beinhaltet einige ungeliebte Aufgaben, die wir markieren ❌
Fehlende Aspekte
Anna ist sehr ideenreich und kreativ. In ihrer aktuellen Rolle als IT-Projektleiterin kann sie diese Seite jedoch sehr wenig ausleben, da sie sehr viel organsatorische Aufgaben hat und die aktuelle Projektumsetzung und die Altlasten aus früheren Projekten sehr viel Raum einnehmen. Um ihr ganzes Potential auszuschöpfen, fehlt ihr schlicht die Zeit.
Ideale Rolle
In Anna’s idealer Rolle lebt sie ihre Werte „Sinn“, „Zugehörigkeit“ und gemeinsamen „Erfolg„. Dennoch möchte sie mehr „Unabhängigkeit„. Im Finetuning ihrer Werte wählt Anna „Fortschritt“ als Überbegriff für „Entwicklung„, „Neues lernen“ und „Wirkung„.
Ihre Herzthemen sind KI und Energiebranche, beide sind in ihren aktuellen Projekten überhaupt nicht vertreten. Auch Bildung und Immo sind Bereiche, wo sie sehr viel Potential sieht.
Obwohl Anna sehr stark im Organisieren und Planen ist, sind das Themen auf die sie gut verzichten kann. Sie kann sich damit arrangieren, wenn es einen kleinen Teil ihres Tuns ausmacht, doch ihre echten Stärken liegen in ihrer Kommunikation, Überzeugungsfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, die sie für’s Vorantreiben von Innovationen einsetzen will. Ausserdem möchte sie in ihrer idealen Rolle ihren Spürsinn für Kundenbedürfnisse und ihre Kreativität öfters zum Einsatz bringen.
Umsetzung
Die Visualisierung ist nun Ausgangspunkt für die nächsten Umsetzungsschritte. Zuerst muss Anna eine Strategie entwickeln, um sich mehr Freiraum zu schaffen. Sie plant einen Teamworkshop für eine bessere Aufgabenverteilung sowie ein vom Resultat abhängiges späteres Gespräch mit ihrem Teamleiter. Im Teambrainstorming möchte sie klären, welche ihrer Aufgaben sie delegieren oder tauschen kann. Das Ergebnis ist für alle überraschend: Jedes Teammitglied wird nach dieser Aktion etwas Job Crafting Erfahrung sammeln, denn alle haben durch diesen Workshop kleine Anpassungen erfahren.
Beim Gespräch mit ihrem Teamleiter bewegt sich sogar noch mehr: Zusammen erarbeiten sie eine konstruktive Lösung, die einen unternehmensweiten Fortschritt nach sich ziehen wird. Ausserdem hat Anna bereits über ihre Vorstellung über ihre zukünftige Rolle gesprochen und konkrete Ideen geäussert.
Allein beim ersten Umsetzungsschritt – ungeliebte Aufgaben loswerden – hat Anna ihre Stärken „Innovation“ und „Kreativität“ eingesetzt. Ausserdem hat sie mit der Erarbeitung im Team ihren hohen Wert „Zusammengehörigkeit“ bedient und gleichtzeitig sich mehr „Unabhängigkeit“ erarbeitet. Organisatorisch konnte sie mit dem „Fortschritt“ einen grossen „Erfolg“ verzeichnen.
Anna’s nächsten Umsetzungsschritte:
- mehr Herzthemen in eigene Rolle einfliessen zu lassen
 - eigene Stärken bewusster einsetzen
 - Abgrenzen: keine organisatorischen Aufgaben mehr anlocken
 - mit Kunden der Wunschbranche in Kontakt treten
 - Kundenbedürfnisse aufspüren
 - Ideen generieren, Prototyping
 - KI Research
 - Projekte aufgleisen
 - Rolle an neue Inhalte anpassen: Business Development
 
Insgesamt habe ich im Coaching-Verlauf deutliche Zeichen der Entspannung bei Anna wahrgenommen. In ihrer Rückmeldung bestätigte sie das. Im Vorfeld hatte sie grosse Bedenken, dass ihr das Coaching viel Zeit in Anspruch nimmt und entweder mit keinem Ergebnis oder dem noch aufwändigerem Jobwechsel endet. Doch sie sagte mir, dass sie bereits aus der ersten Session sehr viele und einfache Ideen mitgenommen hat, die sie in kleinen Schritten mit grosser Wirkung umgesetzt hat. Die Erleichterung, mithilfe von Job Crafting noch weitere Jahre in ihrem Wunschunternehmen bleiben zu können, war sehr gross. Auch verspürte sie Dankbarkeit gegenüber ihres Umfelds, das mit einer so grossen Offenheit begegnet ist.
Anmerkung: Dieses Fallbeispiel ist stark gekürzt und mit Anna’s (Name geändert) Einverständnis leicht angepasst beschrieben. Es soll einen Eindruck geben, wie ein Coaching bei mir abläuft. Wir haben in mehreren Workshops und Einzelsessions sowohl Indoor als auch Outdoor und Online zusammen gearbeitet. Die richtigen Fragen zu stellen, erfordert eine sehr hohe Konzentration, ein gutes Gehör für die Zwischentöne, eine visuelle Sensorik für die nonverbalen Signale, Empathie, Intuition, Kreativität und Erfahrung.
➡️ Das kann kein KI-Tool.
Warnung: Mein Coaching kann weh tun. Doch es geschieht immer mit Respekt und Vorankündigung. Mit einer ganz dünnen verbalen Nadel piekse ich genau dort rein, wo der Schmerzpunkt sein könnte. Am längeren Schweigen meines Gegenübers erkenne ich, dass ich den wunden Punkt erwischt habe. Genau dort setze ich mein Coaching an. Mein Coaching löst Wachstumsschmerzen und Mindset-Muskelkater aus.
➡️ Das kann kein KI-Tool.
Drei Dinge, bei denen ich Dich sofort unterstützen kann (individuell auf Dich zugeschnitten):
- Deine Situation analysieren
 - Deine nächsten Karriereschritte definieren und umsetzen – intern und extern
 - Deine Kommunikation stärken und Dich besser positionieren
 
								
															
				




